Hier ein schöner Artikel von der Akademie Baden Würtenberg
Hallo,
WAS KANN MAN ALS MOBBING-OPFER TUN?
Ist es ratsam, ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Mobber zu führen? Was gehört in ein "Mobbing-Protokol"? Wir sagen es Ihnen!
Wenn Sie merken, dass Sie ein „Mobbing-Opfer“ geworden sind und zu erwarten ist, dass sich dies über einen längeren Zeitraum fortsetzt, dann handeln Sie. Sofort, jetzt und hier.
Werden Sie aktiv, übernehmen Sie für sich die Verantwortung* und die daraus resultierenden Konsequenzen. Sie können nicht unbeschwert Tag für Tag arbeiten, wenn Sie immer und immer wieder ins Grübeln geraten, sich herumquälen und mit der Zeit depressiv werden.
Flüchten oder standhalten?
Beantworten Sie – und zwar bald - für sich die Frage: Flüchten oder standhalten?
Flüchten bedeutet, einen Arbeitsplatzwechsel vorzunehmen. Standhalten bedeutet, die „Stellung zu halten“. Bevor Sie endgültig diese Frage beantworten, untersuchen Sie mit einer „Situationsanalyse“ – schriftlich - Ihre gegenwärtige Lebens- und Arbeitssituation. Danach können Sie besser entscheiden, welche Vorgehensweise für Sie in Frage kommt.
Sollten Sie zu einem Arbeitsplatzwechsel neigen, dann sollten Sie diesen möglichst bald anstreben. Vorher sollten Sie die Punkte in der folgenden Bestandsaufnahme beachten, um nicht Gefahr zu laufen, auch am neuen Arbeitsplatz wieder „Opfer zu werden.
Haben Sie sich für „standhalten“ entschieden? In Ordnung. Dann starten Sie mit Ihrer Bestandsaufnahme:
1. Bestandsaufnahme
Wer mobbt mich? Notieren Sie Namen, Funktion sowie die von Ihnen vermuteten Motive des Mobbers. Versuchen Sie herauszufinden, ob er in fremdem Auftrag oder aus eigenem Wollen handelt.
Wie häufig werde ich gemobbt? Selbst wenn einzelne Mobbingangriffe eher geringfügig sind, ist die Häufigkeit und Intensivität ein maßgeblicher Faktor in der „Wirkung“.
Welche Mobbinghandlungen liegen vor? Halten Sie fest, welche „Mobbingaktivitäten“ gegen Sie eingesetzt werden.
2. Erkennen Sie Ihre „Achillesferse“
Versuchen Sie – möglichst objektiv - Ihre eigene „Rolle“ in dem Mobbingprozess herauszufinden. Sehen Sie sich nicht nur als Opfer. Wir sind z.B. überzeugt davon, hilfsbereit zu sein, während andere dies eher als aufdringlich empfinden. Wir geben gut gemeinte Ratschläge, andere empfinden dies als „Besserwisserei“.
Prüfen Sie, ob Sie durch eine Verhaltensänderung Ihre „Achillesferse“ abbauen können und dadurch die Angriffsflächen verringern. Sie brauchen dadurch noch lange nicht „stromlinienförmig“ zu werden.
3. Schalten Sie Ihr „soziales Netzwerk ein“
Sie sind bei Mobbing emotional stark betroffen und dadurch zwangsläufig in Ihrer Sichtweise nicht mehr objektiv. Daraus können „unzweckmäßige“ Verhaltenweisen resultieren, die dem Mobber wiederum neue „Munition“ gegen Sie liefern.
Schalten Sie deshalb rechtzeitig Vertrauenspersonen ein. Sie kommen damit auch aus einer „Isolation“ heraus, gewinnen Abstand und können nun gemeinsam Handlungsmöglichkeiten erarbeiten. Sie gehen damit den wichtigen Schritt von der Problemorientierung hin zur Lösungsorientierung.
4. Sprechen Sie den Mobber an
Übernehmen Sie engagiert die „Regie“. Bereiten Sie sich gut vor. Stellen Sie den Mobber unter vier Augen zur Rede, aber behalten Sie dabei „zivilisierte“ Umgangsformen. Zeigen Sie die von Ihnen erkannten Mobbingvorfälle ohne Mutmaßungen und Unterstellungen in ruhigem und beherrschtem Ton auf.
Sagen Sie klipp und klar, was Sie bei Fortschreiten des „Psychoterrors“ zu unternehmen gedenken. Streben Sie in dem Gespräch aber auch eine konstruktive Einigung an, wie der Konflikt für beide Parteien zufrieden stellend gelöst werden kann. Es ist durchaus möglich, dass Ihr bisheriger Kontrahent durch Ihre „kultivierte“ Angriff-ist-die-beste-Verteigung- Strategie Respekt vor Ihnen bekommt. Je früher Sie so vorgehen, desto besser.
5. Denken Sie positiv
Bei einer positiven Lebenseinstellung gehen Ihre Ängste zurück, Ihre Befürchtungen beginnen zu schrumpfen. Bereits Marc Aurel schrieb im 2. Jahrhundert n. Chr. „Das Leben ist das, was die Gedanken aus ihm machen“.
Verharren Sie nicht in Ihren Ängsten, wälzen Sie nicht selbstquälerisch Probleme. Sprechen Sie sich Mut zu und handeln Sie umgehend.
6. Zeigen Sie Sicherheit durch selbstbewusstes Auftreten und durch Körpersprache
In einem aufschlussreichen Experiment wiesen zwei amerikanische Psychologen nach, dass sich Menschen nach ihren unbewusst gesendeten körpersprachlichen Signalen als „Opfer“ identifizieren lassen.
Wenn Sie also zaghaft, unsicher, gehemmt und ausweichend, mit nach unten gerichtetem Blick und dazu noch leiser Stimme auftreten, können Sie sich gleich ein Schild mit der Aufschrift „Ich bin potenzielles Opfer – bitte mobbt mich“ um den Hals hängen.
Arbeiten Sie daher an Ihrem Selbstbewusstsein. Vermeiden Sie Unsicherheitsgesten. Dann zeigen Sie auch über Ihr Auftreten und über Ihre Körpersprache Sicherheit. Diese ermöglicht Ihnen, Ihre Mitmenschen freundlich, frei und furchtlos anzusehen und zu Ihnen eine unmittelbare persönliche Beziehung herzustellen.