Überhaupt nicht!
Internetauftritte kann man von Agenturen managen lassen - das sind dann gut, professionell aus und transportiert bestimmte gwünschte Inhalte - aber ob das nachher wirklich so ist...
Ich sage mal, wie´s bei meinem ersten (und bisher einzigen) Prozess war:
Zuerst kontaktierte ich eine Anwältin, die im Net ein Art Stellungnahme zu der betreffenden Angelegenheit veröffentlicht hatte.
Dabei stellte sich aber heraus, daß die Dame so hoch motiviert gar nicht war und zudem nur eine Lizenz für´s Amtsgericht besaß (was soviel heißt, wie Sie war ganz neu im Geschäft...).
Dann kontaktierte ich weiter ein paar andere Kanzleien aus dem einschlägigen Beschäftigungsfeld(!).
Mit dem ersten Laden, der sich zurückmeldete, machte ich weitere Konversation. Dabei stellte sich heraus, daß die Kanzlei ein größerer Laden ist, bei dem der Gründer bereits verstorben war. Ich muß dazu sagen, daß ich nicht aus der gleichen Stadt bin und überhaupt nix gehört habe über diese Kanzlei. Man teilte mir mit, daß ein Kollege bereits Prozesse in der exakt gleichen Angelegenheit gefüht habe, gerade aber Jahrsurlaub machte. Also sagte ich mir: Sehr gut, bei dem Kerl mußt du wenigstens nicht bei Null anfangen, warte halt noch 3 Wochen zu!
Als ich dann einen Termin bekam (also der hat sich meine Unterlagen angeschaut, nachdem er wieder im Büro war und durchblicken lassen, daß das das Übliche sei, womit er sich u.a. gerade befasse), war ich früh dran und wurde von einer sehr schlichten Assistentin ins Wartezimmer verwiesen. Zuvor auf der Straße habe ich mich noch gefragt, was das wohl gibt. Dort auf einem gewöhnlichen Stuhl offenbarte mein routinemäßiger Rundblick, daß die Magazine nicht aus Frauenzeitschriften oder irgendwelchen "Arztkatalogen" bestanden, sondern u.a. aus vielen Ausgaben vom Spiegel und einer Zeitschrift, die die gesetzliche Rentenkasse regelmäßig ausgibt. Aus einem angrenzenden Büro hörte ich die Stimme eines Kollegen, der offensichltich damit beschäftig war im Scherzton einen Mandanten zu beruhigen oder aber ein schwieriges Gespräch mit der Gegenseite sehr locker bestritt. Die Asistentin telefonierte alle 3 Minuten mit einem Anrufer und bekam einen Mandanten an den Tresen, der irgenwelche Beweise abgeben wollte. Sie führte alle diese Gespräche erstaunlich profund und ohne jede Unsicherheit. Aus den Dialogen entahm ich zudem, daß es eine dieser Halbtagsmütter sein muß, denn es wurde also klar, daß es da noch andere Frauen gab die dann und da mit demjenigen über dies und das gesprochen hatten.
Da wußte ich defintiv, daß ich in einer sozial ausgerichteten Kanzlei gelandet bin, die also offensichtlich strikt auf der Arbeitnehmerseite verortet war. Der wirklich sehr lange Flur (offensichtlich zog sich das Büro durch mehrere durchbrochene Stadthäuser in einer beschaulichen Straße mitten in der Stadt, die auf Mauer aneineandergebaut waren) und die Dichte der Anrufe im Sekretariat überzeugten mich auf Schlag davon, daß dies zugleich ein sehr tüchtiger Ort sein müsse. Ich war in der Stadt überhaupt noch nie in einer nicht öffentlichen Lokation und freute mich entsprechend, gleich auf Anhieb in einem guten Haus gelandet zu sein. Die Einrichtung war auch kein bisschen gekünstelt sondern ganz normal, schlciht, angenehm wohnlich/ be- und verwohnt sogar. Aber sauber.
Dann kam der Fachanwalt ins Wartezimmer und holte mich ab. Sowas ist auch ein wichtiges Zeichen, also da hat sich jemand von vorn herein bemüht, die Distanz zu sprengen (obwohl ich ja eigentlich nur eine weitere Zecke von der Straße war...).
Der Mann war schon ein klein bisschen älter, aber dynamisch und vollschlank (im Gegensatz zu mir...). Die Gesichtsfarbe war gräulich und da dachte ich schon: Gehört der zu Scientology oder ist er etwa kränklich und schwach? In seinem Büro jedoch war er ganz aufgeräumt und wollte jedes Detaill wissen und erläuterte mir wie das laufen könne und welche Instanzen es gibt. Als ich dann zum Gegenschlag ausholte und auf den Kopf zu fragte, was es also in der ersten Instanz kosten würde, nahm er zu meiner totalen Überraschung ein dünnes langes Buch von einem Beistelltisch zu seinem Schreibtisch, das abgergriffen aussah. Er schlug es auf und suchte die betreffende Zeile heraus und nannte mir einen überraschend niedrigen Betrag. Ich dachte noch: "Und dafür ist der bereit für dich vor Gericht zu fighten?!" Da sagte er mir noch, daß ihm bei einer so niedrigen Vergütung noch folgende Spesen und Portoentgelte zustünden und nannte mir die Gerichtskosten und den Modus für deren mögliche Erstattung (futsch bei Niederlage, 50:50 bei Vergleich, 100% durch gegnerische Partei zu ersetzen bei Sieg)...
Daraufhin hin füllte ich ohne zögern einen Bogen mit Name, Adresse und Kontoverbindung aus und eine gesodnerte Prozessvollmacht (also das ging ganz schnell und war auch mein absolut einziger Termin in der Kanzlei.
Ja wie ging die Sache denn aus?
->Also es war ein Verfahren im Schriftmodus. Ich sah den Anwalt also nicht mehr und auch den Richter gar nie.
Ausgang: Well, wir haben den Prozess 100%ig gewonnen. Und das war total gegen den Trend bei Dutzenden anderen Gerichten im Bundesgebiet! Wir hatten als halt auch total Glück mit dem Richter, der anscheinend voll auf unserer Frequenz gefunkt hat...
Prompt verzichtete der Kontahent nach der Frist auf Rechtsmittel und zahlte! Ich bekam alle meine Auslagen zurück plus die Forderung.
Tip: Machen Sie beim Anschreiben (das kann ruhig per mail geschen) gleich reinen Tisch, legen Sie den ganzen Sachverhalt kurz und prägnant dar. Sie kopieren den Text und schreiben gleich ein paar Kanzleien an.
Die Einen reagieren gar nicht, die Zweiten geben zu verstehen, daß das nicht in ihr Metier fällt und
jeah, die Dritten reagieren so, daß Sie merken: Die sind ja für mich!